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Körpersprache

Lernbereitschaft der Schüler: Körpersprache – der vergessene Faktor

Wie der visuelle Auftritt von Lehrern den Lehr- und Lernerfolg beeinflusst.

Wieso werden manche Lehrer – von Schülern gleichermaßen wie von Eltern – als echte Autoritätspersonen akzeptiert, andere wiederum überhaupt nicht ernst genommen? Eltern fühlen sich in Sprechstunden bisweilen sogar bemüßigt, diesen Lehrern zu erklären, „wie das mit dem Unterrichten eigentlich zu machen sei“. Auch retrospektiv haben wir manche Lehrer in Erinnerung, von denen wir etwas „fürs Leben“ gelernt haben. Andere sind im Nebel der Jahre verschwunden.

Woran liegt das? Haben die einen „gescheitere“ Dinge erzählt als die anderen? Möglicherweise. Lag‘s an der Didaktik? Sicher auch. Am meisten jedoch hängt es von der  Aufnahmebereitschaft der Schülerinnen und Schüler ab. Das heißt: Wie offen bin ich dem Lehrer gegenüber überhaupt, um die „gescheiten“ Dinge  an mich heran zu lassen?

Dies entscheidet sich, noch bevor der bewusste Verstand (Neocortex) überhaupt aktiv wird!

 

September, Schuljahresbeginn.

Es ist ein neuer Lehrer angekündigt. Ganz neu ist er an der Schule. So sind auch noch keine „G‘schichtln“ über ihn kursiert. Gebannt starren alle auf die Klassentüre. Es läutet zum Unterrichtsbeginn. Die Türe öffnet sich, der Lehrer betritt den Raum.

Cut: Nun, wie lange braucht die Klasse, um abzuchecken, ob der Lehrer eine echte Respektsperson ist, bei der man sich besser keine Mätzchen erlaubt, oder ein Typ, bei dem man jetzt schon Wetten abschließen konnte, wann er heulend aus dem Zimmer rennen würde?

Die meisten Schüler werden nur sehr kurz dafür benötigen. Möglicherweise nur wenige Sekunden. Jedenfalls steht die Meinung über den Lehrer schneller fest, als dieser anhand seiner Ausführungen seine Kompetenz beweisen kann. Die Entscheidung ist davor gefallen. Und von dem Moment an agieren die Schülerinnen und Schüler entsprechend dieser Entscheidung.

Wie kommt diese zustande?

Dazu braucht das Hirn der Schüler Informationen – und die werden über die fünf Sinneskanäle aufgenommen. Der bei weitem aufnahmefähigste Kanal ist das Auge. Das heißt, pro Zeiteinheit (Sekunde) nehmen wir am meisten Informationen über die Augen auf. Deswegen ist der visuelle Auftritt eines Lehrers so entscheidend. Er gibt dem Hirn der Schüler die wichtigste Entscheidungsgrundlage. Über Körperhaltung, Kopfhaltung, Schrittgröße, Tempo, Armschwingen, Handhaltung, Beckenposition, Kleidung, Statur etc.

Diese optischen Faktoren werden ans Hirn weitergeleitet. In diesem Moment ist das Großhirn (das „Vernunfthirn“)  noch gar nicht aktiv. Da entscheiden das Stamm- und Mittelhirn, wie auf diese Eindrücke zu reagieren ist, also ob mit „Abwehr“ oder mit Offenheit oder mit Gleichgültigkeit. Wenn hier auf „Abwehr“ entschieden wird, wird das Großhirn (zum Teil) blockiert und kann nur schwer Zahlen, Daten und Fakten durchdringen lassen. Der Lehrer wird dann schlicht als „unsympathisch“ beschrieben oder in die „Der kann nicht gut erklären“-Schublade gepfercht.

 

In einer Testreihe wurden Vortragende gebeten, vor einigen Schülergruppen immer wieder denselben Inhalt zu präsentieren. Beim ersten Mal hatten sie die Geheiminstruktion, bei ihren Ausführungen Arme und Handflächen oftmals offen zu halten. Der Lehrer wurde von der überwiegenden Zahl der Schüler positiv bewertet. Bei der Wissensüberprüfung war ein großer Teil bei den Schülern abrufbar. Beim zweiten Mal mussten die Lehrer oftmals die Handrücken präsentieren, somit eine abwehrende Handhaltung einnehmen. Der Inhalt war ident. Das Ergebnis: Die Lehrer wurden negativer beurteilt und in der Folge blieb auch weniger Wissen bei den Schülern hängen. Beim dritten Mal mussten die Lehrer oftmals mit Zeigefinger auf Schüler, Tafel und in die Luft zeigen. Ergebnis: Die Lehrer wurden zum überwiegenden Teil abgelehnt. Die Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung war deutlich geringer und einige Schüler hatten sogar das Klassenzimmer verlassen.

 

Sicher, bei den Tests wurden andere Einflussfaktoren weitgehend ausgeblendet. Einen guten Lehrer macht freilich viel mehr als bloß eine bewusst eingesetzte Gestik zu einem ebensolchen. Trotzdem zeigt sich deutlich: Eine gewinnende Körpersprache, die viel Offenheit und auch Begeisterung zeigt, ist ein guter Beginn. Lehrer tun gut daran – besonders zu Schulbeginn – auf eine gewinnende Erscheinung zu achten; es wird sich im Schuljahr vielfach bezahlt machen.

Stark verkürzt gesagt: Ist die Körpersprache der Lehrer positiv, ist auch die Lernbereitschaft der Schüler höher.

Auch Schüler haben bei Lehrern ein leichteres Leben, wenn sie diesen mit einer positiven, offenen und begeisternden Körpersprache gegenüberstehen. Aber das ist eine andere Geschichte….

 

Ihr Stefan Verra

Körpersprache Experte, Keynote Speaker

 

 

Konkrete Tipps und Körpersprache Analysen unter www.stefanverra.com

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